Donnerstag, 24. August 2017

HENNES ELEVEN Robert Enke

Robert Enke
Nummer 1

Keiner bekommt den Ball gerne durch die Beine gespielt. Es ist die einfachste Art seinen Gegner zu demütigen. Torhüter empfinden da nicht anders. Im Gegenteil. Beinschüsse bedeuten für sie automatisch höchste Torgefahr.
Robert Enke entwickelte dagegen im Laufe seines Torhüterlebens eine Schutzbewegung, die er immer mehr verfeinerte. Er drehte seinen linken Fuß nach innen, bevor er sich im Eins gegen Eins Duell absenkte. Sein Unterschenkel schloss so den Raum, der entsteht wenn man breitbeinig vor dem einschussbereiten Angreifer steht. Schüsse durch die Beine konnte er so mit dem linken Unterschenkel abwehren.

Der Begriff Enketrick hat sich jedoch - anders als Lahmshuffel oder Okochatrick - nicht durchgesetzt. Was zum Vorteil hat, dass ich diese Anekdote nach einer solchen Torwartaktion immer erzählen kann. Eingeleitet mit dem fachmännischen Kommentar, "Ah sieh an, der Enketrick!" Waren sie es bis dahin noch nicht, so sind die Fußballfachkompetenzen im Raum danach in der Regel geklärt. Ein bisschen Töppi steckt halt in jedem von uns.

Von Enkes Tod erfuhr ich aus dem Pro7 Videotext. Bei ihm habe ich mir das behalten. Bei Lady Di nicht. Die war aber auch kein Nationaltorwart sondern nur Princess of Wales.
Für mich kam mit Enkes Tod eine eigene Familiengeschichte wieder hoch. Der Bruder meines Vaters sprang von einer Rheinbrücke in den Tod, als ich 6 Jahre alt war. Ich habe nie verstanden warum. Er stand im Leben, hatte eine feste Arbeitsstelle und strahlte Lebensfreude aus. Was ist ihm dazwischen gekommen? Wovor ist er geflohen? Irgendwas muss doch vorgefallen sein, was man uns Kindern nicht erzählte! So dachte ich bis zu Enkes Tod.

Danach wurde mir erst klar, dass dir alles Glück der Welt nichts nützt, wenn du es nicht spüren kannst. Dass nichts Konkretes passieren muss um keinen anderen Ausweg mehr zu sehen. Die Depression führt dich in den Tod, nicht das Leben. Das führt höchstens in die Depression und bei weitem nicht jede Depression geht einher mit Suizidgedanken. Das Krankheitsbild ist so verschieden wie die Köpfe der Menschen selbst.

Enkes Tod rückte das Thema ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Der DFB, die DFL und Hannover 96 gründeten zusammen mit Roberts Ehefrau Theresa die Robert-Enke-Stiftung. Zweck der Stiftung ist die Förderung von Maßnahmen und Einrichtungen, die der Aufklärung und der Erforschung oder Behandlung dieser Krankheit dienen.
Mittlerweile gibt es auch eine Enke-App.
Hier kann man sich über das Krankheitsbild informieren und findet Antworten auf häufig gestellte Fragen. Es gibt auch eine SOS-Funktion für direkt Betroffene. Spaß macht das Quiz. Hier wechseln sich Fragen zur Krankheit mit Fußballfragen rund um Robert Enke ab. Die eigene Gefährdung kann im Depressionstest abgeklopft werden, mit Fragen zur Befindlichkeit rückblickend auf die letzten zwei Wochen.
Herunterladen kostet nichts und informiert sein schadet nicht.

Wer sich wie ich gerne an den Torhüter Robert Enke erinnert, dem sei das Buch seines Freundes Ronald Reng empfohlen. Erschienen im Piper Verlag. Licht und Schatten ergeben zusammen die beste Biografie die je über einen deutschen Kicker geschrieben wurde.
Heute wäre Robert Enke 40 Jahre alt geworden. Besser als in Schwermut zu verfallen, ist es sich heute mit Freude an den Sportler zu erinnern. Und im nächsten Eins gegen Eins, wenn der Torwart seinen Fuß nach innen dreht, können wir ja alle wissend nicken. Ah sieh an, der Enketrick!

Deutschlands Nummer 1 / Robert Enke / Hannover 96
  

Hier der Link zur Homepage der Robert-Enke-Stiftung

https://robert-enke-stiftung.de

Bildquelle: goleirodealuguel.com.br, pinterest.de

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